Vergangene Tagungen

2020 – Ein Experiment: Erste Tagung der DGIB ONLINE

Integrative Diagnostik und (Bewegungs-) Therapie bei Menschen mit Entwicklungs- und Persönlichkeitsstörungen

Am 21. November 2020 sollte die diesjährige Tagung der Deutschen Gesellschaft für Integrative Bewegungstherapie (DGIB) in der Klinik am Kronsberg in Hannover stattfinden. Doch in diesen Zeiten ist vieles anders. Aufgrund der Beschränkungen zur Eindämmung von Corona-Infektionen mussten die Organisator*innen wenige Wochen vor der Tagung noch einmal alles überdenken und neu organisieren, so dass die Tagung ONLINE stattfinden konnte. Und das ist ihnen wirklich gut gelungen!
Die Teilnehmer*innen waren bereit, dieses neue Medium auszuprobieren und brachten Neugier und Geduld mit. Das war auch gut so, denn es gab anfangs einige technische Schwierigkeiten. „Wir hören dich nicht, dein Mikro ist noch stummgeschaltet.“ – „Ja, da ist wohl die Verbindung wieder weg. Einfach nochmal neu einwählen.“ Doch mit viel Einsatz gelang es, auch diese kleinen Hürden zu nehmen.
Für das Thema der Tagung „Integrative Diagnostik und (Bewegungs-) Therapie bei Menschen mit Entwicklungs- und Persönlichkeitsstörungen“ konnte Peter Osten als Referent gewonnen werden. In seiner feinsinnigen und klar strukturierten Art ist es ihm gelungen, den Teilnehmer*innen in einem dreistündigen virtuellen Vortrag die Komplexität der Integrativen Diagnostik Schritt für Schritt näher zu bringen. Peter Osten hat innerhalb des Integrativen Verfahrens eine Herangehensweise entwickelt, mit der sich Menschen in ihrer Entwicklung in der Lebensspanne erfassen und verstehen lassen und die die Entstehung von Krankheiten als ein vielschichtiges Zusammenspiel von salutogenen und pathogenen Einflüssen sieht. Im zweiten Teil des Vortrages ging Peter Osten vertiefend auf die Diagnostik von Traumastörungen und PTBS ein.
Am Nachmittag fanden drei verschiedene Workshops statt:
Eine Gruppe der Teilnehmer*innen konnte im Workshop „Ätiologische Modelle und deren Umsetzung in die bewegungstherapeutische Praxis“ mit Peter Osten das Thema des Vormittages vertiefen und mit der eigenen Praxis verknüpfen.
Im Workshop „Körper- und Bewegungspsychotherapie bei Traumafolgestörungen und chronischem Schmerz“ von Cornelia Jakob-Krieger und Martin J. Waibel ging es darum, wie wichtig es ist, Menschen mit Traumatisierungen einen Beziehungsraum zur Verfügung zu stellen, in dem sie sich sicher fühlen können und die Kontaktaufnahme so zu gestalten, das die Betroffenen in der Lage sind, diese auch zu beantworten. Ins eigene leibliche Spüren gingen die Teilnehmer*innen – online angeleitet – dann auch in Bezug auf die konkrete leib- und bewegungstherapeutische Arbeit mit Menschen, die chronischen Schmerz erleben.
Der dritte Workshop „Imagination als Aktivierung der Selbstwahrnehmung und der Selbstregulation“ wurde von Klara Kreidner-Salahshour geleitet. Imaginationen schaffen Wirklichkeit, durch sie werden verschiedene Regionen des Leibes angeregt. Die Teilnehmer*innen des Workshops konnten die Erfahrung einer „Reise an einen guten Ort“ machen, verankern und „mitnehmen“. Darüber hinaus wurden Beispiele aus der Arbeit mit Imagination bei Patient*innen mit Ängsten und Depressionen sowie spezielle Imaginationen für den Umgang mit Schmerzen vorgestellt.
Die Teilnehmer*innen nutzten auch die Gelegenheit, sich in kleineren Räumen zu verabreden und intensiv auszutauschen. Am Abend fand die Tagung einen gemütlichen Ausklang, es wurde geplaudert und gelacht, der Raum war gefüllt von einer angeregten Atmosphäre. Freude machte sich breit, dass alles so gut gelaufen war.
Die Resonanz auf das virtuelle Format und die gebotenen Inhalte der Tagung war durchweg positiv. Viele Teilnehmer*innen stellten erleichtert fest, dass auch auf diesem Weg leibliche Präsenz spürbar wird und es eine gute Ergänzung unserer Möglichkeiten für die Vernetzung und den Austausch sein kann. Die gemeinsame Erfahrung erlebten viele als Bereicherung in Zeiten, in denen Tagungen vor Ort nicht stattfinden können.
Antje Grez
antje.grez@gmx.de

2019 Heilsame Wege gehen – Leib- und Bewegungspsychotherapie in der Natur

Bericht von der Tagung für Integrative Leib- und Bewegungstherapie (IBT) in Aulendorf vom 09. bis 11.08.2019
Die  Deutsche Gesellschaft für Integrative Leib- und Bewegungstherapie e.V. (DGIB) lud Anfang August zu einer Sommertagung mit dem Thema „Heilsame Wege gehen“ ein. Vorneweg: es wurde eine sehr persönliche Tagung in einer herrlichen  Umgebung. Das Organsationsteam ermöglichte bereits durch das wunderbare Ambiente in einen intensiven Austausch hin zur  Natur zu treten.
Prof. Dr. mult. Hilarion G. Petzold, Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Naturtherapien und mit Johanna Sieper und Ilse Orth Begründer der Integrativen Therapie beschäftigte sich in seinem  Vortrag mit dem subjektiven Erleben von Leib- und Natur. Eine seiner Kernaussagen: wenn wir wirklich in die Natur gehen, gehen wir zu uns, wir sind dann nicht in Distanz zur Natur sondern „wir sind Natur“. Prof. Petzold gab einen Überblick über seine Kerngedanken aus seinen zahlreichen Publikationen zum Thema Natur, Green Care, Ökopsychosomatik und zur Verschränkung von Exterozeptionen (Aussenwahrnehmungen) und Interozeptionen (Innenwahrnehmungen durch „Eigenleibliches Spüren“).
Martin J. Waibel zeigte aufgrund seines langjährigen klinisch-stationären Schaffens die Möglichkeiten und Grenzen naturtherapeutischer Interventionen im Rahmen der Integrativen Bewegungstherapie (IBT) auf. Bio-psycho-sozial-ökologische Heilungswirkungen können sich dann besonders entwickeln wenn in einem gut strukturierten klinischen Setting, der Patient differenzierte Naturerfahrungen sowohl aus biologischer Sicht (z.B. Ausdauerbewegung), psychischer Sicht (bedeutsame emotionale Erfahrungen), sozialer Sicht (in der Gruppe verbunden Sein) und ökologischer Sicht (in die Umgebung eingebettet sein) erfahren kann. Die IBT bietet hierfür ein reiches Erlebnis- und Erfahrungsspektrum in verschiedensten Modalitäten an.
 
Dr. Hans-Jürgen Scheurle beschäftigte sich mit der Subjekt-Objekt-Spaltung in der Sinneslehre sowohl theoretisch als auch in einem praktischen Workshop. Seine dargestellten Ausführungen bezogen sich auf die wissenschaftlichen Erforschung der Sinneslehre nach Rudolf Steiner, der in seinen Arbeiten neben den fünf allgemeinen Sinnen noch von 7 weiteren Sinnen wie dem Bewegungssinn, dem Gleichgewichtssinn u.a. ausgeht. In der Beziehungserfahrung zur Natur spielen diese eine bedeutsame Rolle.
In verschiedenen praxisnahen Workshops konnten die Teilnehmer unterschiedliche methodische Zugänge zum Tagungsthema kennen lernen:
Tom Ullrich machte die Begegnung mit der eigenen Natur über Kor-respondenzerfahrung in der umgebenden Gesellschaft von Bäumen und anderen Lebewesen im Park möglich. Die TeilnehmerInnen berichteten hierbei gerade von sehr einfachen aber besonders tiefen Berührungen in ihrer Eigenleiblichkeit. 
Annette Höhmann-Kost stellte in ihrem Workshop den TeilnehmerInnen mit dem Thema „Natur in der Stadt – Kann das heilsam sein?“ eine provokante Frage und beantwortete diese durch Erfahrungsangebote mitten in der Stadt. Die Erweiterung und Schärfung der eigenen Wahrnehmung durch Blicke und Erfahrungen in Nähe und Weite als auch die Bedeutung des eigenen sicheren Ortes in der Natur sind nicht „nur“ subjektiv besonders beruhigend sondern inzwischen auch evidenzbasiert in Bezug auf Stress gesichert.
Hilarion Petzold führte in seiner Arbeitsgruppe zu biografischen, im „Leibgedächtnis des Informierten Leibes“ „internalisierten und interiorisierten“ Erfahrungen und zeigte die heilsame Wirkung von Naturerfahrungen durch die Aktivierungen von „guten Orten der Kraft“, die als „psychologische Medikamente“ gegen akuten Alltagsstress genutzt werden können oder als „Green Meditation“ innere Ausgeglichenheit (Euthymie) und persönliche Souveränität (oikeiosis, ein bei sich und der Natur zu Hause sein) fördern können.
Und es gab wieder einmal eine Anzahl an Informationen im berufspolitischen Forum viele Möglichkeiten des informellen Austausches und des freudigen gemeinsamen Tanzens am Abend. Die Tagung wurde durchdrungen von der Intention der Veranstalter keine Massen zu versammeln, sondern in persönlichen Dialogen und Polylogen Gemeinsamkeiten, Verschiedenheiten und die vielseitige Lebendigkeit als auch den Reichtum bewegungstherapeutischer Arbeit auszutauschen.
Besonders das Schlussforum des „Polyloges“ indem auch noch Prof. Petzold und Dr. Scheurle neben allen Workshopreferenten anwesend waren, setzte einen gelungenen Kontrapunkt zur monolog-frontalen Rede.
Die Tagungsgruppe stellte bereits am Ende zwei weitere Termine in Aussicht und zwar im November 2020 in Hannover das Arbeitsthema „IBT bei strukturellen Störungen “ und 2021 wiederum in Aulendorf das Arbeitsthema „Schmerz, Trauma und Dissoziation“.
Weitere Informationen sind noch auf der Tagungsseite  www.ibt-tagung.de einzusehen.
 
Hanna Kysely
Integrative Leib- und Bewegungstherapeutin, Team Herausgeber/In der Schmerzpatient, Thieme, Autorin, Psychotraumatologie und Traumatherapie, Essstörungen und Adipositas, Team Curriculum psychosomatische Schmerzphysiotherapie (IGPS)
kysely@gmx.de

2018 – Polyloge in der Bewegungstherapie: Herausforderungen, Chancen und Probleme der Körper- und Bewegungs(psycho)therapie in der modernen Gruppentherapie

Bericht von der Tagung der Integrativen Leib- und Bewegungstherapie in Düsseldorf
am 01. Dezember 2018
 
Die Gruppenarbeit wird immer schwieriger. Das beklagen Therapeuten unterschiedlicher Provenienzen: Verkürzte Aufenthaltszeiten, Zeitdruck, erhöhter Dokumentationsaufwand, hohe Heterogenität, schwere Krankheitsbilder und problematische Motivationslagen bei den Patienten. Wie gelingt Gruppenarbeit in solchen Zeiten? Muss sich Gruppenarbeit neu erfinden?
Eine Reihe von Fragen, die die Tagungsgruppe der DGIB mit einem neuen Tagungsformat erörtern wollte: Polyloge in der Bewegungstherapie, eine interaktive Form eines Theorie-Praxis-Symposiums. Ziel war es dabei, die Tagungsteilnehmer aktiver in die Komplexität des Themas einzubinden und die Distanz zwischen ReferentenInnen und TeilnehmerInnen zu verringern. Ein direkter Wissens- und Meinungsaustausch auf fachlichem Niveau in lebendiger Atmosphäre mit vielen Gelegenheiten in persönlichen Gesprächen. Der Polylog ist hierbei ein Gespräch zwischen mehreren Beteiligten.
Martin J. Waibel führte in das Tagungsthema ein. Er spannte einen großen evolutionsgeschichtlichen Bogen vom Auftreten der ersten Hominiden bis hin zum Homo sapiens der vor 40000 Jahren in den Höhlen der Schwäbischen Alb die ersten figürlichen Plastiken erfand und wie schon seine Artgenossen zuvor in Gruppen rund um das sozialisierte Feuer intensive Formen des gemeinsamen Austausches pflegte. Der Mensch lebte somit schon seit Jahrmillionen in Gruppen und nicht in der Dyade. Der erste Teil des polylogen Forums bestand aus drei fragmentarischen Impulsvorträgen zur Problematik von Gruppen und Gruppentherapie aus verschiedenen Perspektiven: Ingrid Braunbarth, IBT-Therapeutin die seit über 20 Jahren an psychosomatisch-psychotherapeutischen Kliniken arbeitet stellte die Probleme und Herausforderungen, aber auch Ressourcen betroffener Gruppentherapeuten vor. Als belastend erlebt werden: Arbeitsbedingungen wie Zeitdruck, zu wenig Austausch mit den Kollegen, schlechtes Teamklima und Versagen der Leitung; Gruppenbedingungen wie zunehmende Gruppengröße, kürzere Aufenthaltsdauer, hohe Heterogenität mit Extrempositionen, schwerere Krankheitsbilder, negative Gruppendynamiken wegen Rentenmotiv und Defiziten in der sozialen Kompetenz.
Ebenso gibt es jedoch Ressourcen genannt: ein hoher Stellenwert der Kreativtherapie im Therapiekonzept, Wertschätzung und Unterstützung von Seiten des Teams und der Leitung, Intervision und Supervision, der große Gestaltungsspielraum. Die persönlichen Ressourcen wie die eigene Begeisterung für IBT, die fundierte Fachlichkeit, die Berufserfahrung, die Fähigkeit zur Selbstfürsorge und zur Vernetzung helfen, auch schwierige Phasen im Gruppenprozess auszuhalten und produktiv zu wenden – und immer wieder das enorme Potential von Gruppentherapie in Bewegung zu genießen.
Martin J. Waibel befasste sich mit dem Thema der Gruppentherapie aus Leitungs- und institutioneller Sicht. Er stellte Ergebnisse der klinischen Gruppentherapieforschung der letzten fünf Jahre vor. Erstaunlich für die Teilnehmer hierbei war die Erkenntnis, dass viele häufig mit Menschen in Gruppen arbeiten, für die aus wissenschaftlicher Sicht nicht unbedingt gute Ergebnisse zu erwarten sind. Er widmete sich ebenso noch einem häufig vermiedenen Thema in der Gruppentherapie: dem Destruktiven in der Gruppe, das „Böse“ in Gruppen wie es K. Antons nennt.
Cornelia Jakob-Krieger sprach über die Besonderheiten einer für Gruppentherapeuten angemessenen Supervision. Sie ging auf das besonders hohe Anforderungsprofil dieser Berufsgruppe ein und stellte anschaulich und – an der klinischen Praxis orientiert – eine methodische Herangehensweise der Integrativen Supervision vor, die klinischen Gruppentherapeuten in ihren hochkomplexen Arbeitssituationen einen Raum zum gemeinsamen Wahrnehmen-, Erfassen-, Verstehen- und Erklären-können der jeweiligen Problematik zur Verfügung stellt, um auf diesem Boden – auch wieder gemeinsam – Wege zu entwickeln, die zu einer Verbesserung des eigenen Kompetenzerlebens und der Arbeitsqualität führen können.
Destruktives und gruppenschädigendes Verhalten von Patienten, aber auch Überlastungen und nicht zu bewältigende Arbeitsanforderungen waren denn auch eines der ersten Themen im nachfolgenden „polylogischen Kreis“, in dem die Teilnehmer einen intensiven Austausch pflegten. Dabei erwies sich die Form dieses Austausches als eine hervorragende Kommunikationsplattform für lebendige, kommunikative Begegnung.
Die Workshops am Nachmittag befassten sich mit den den besonderen Schwierigkeiten und Probleme der Gruppentherapie in den  Bereichen „Psychosomatik/Psychotherapie“, „Psychiatrie“ und „Sucht“.
Das neue Tagungsformat war ein Experiment, das die Tagungsgruppe des DGIB hier in Düsseldorf erstmalig ausprobierte. Die positive Resonanz der Beteiligten setzte ein Zeichen dafür, dies neben der großen Tagung der DGIB abwechslungsweise in Zukunft in zweijährigem Rhythmus zu wiederholen.
Das nächste Tagungsthema der DGIB wird in 2019 voraussichtlich „Integrativer Bewegungstherapie und die therapeutische Arbeit in der Natur” sein.
Sonja Bumiller

2017 – DGIB-Tagung Fremdheit – Zugehörigkeit – Solidarität

 

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DGIB-Tagung 2015

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